Contracting

Contracting gewinnt an Bedeutung

Von Wolfgang Zügel · 2015

In einer verglasten Hausfront spiegelt sich das gegenüberliegende Hochhaus. Symbolbild Contracting

Warum sollen sich Unternehmen um Dinge kümmern, die nicht zum eigentlichen Geschäft gehören? Die Versorgung mit Wärme zum Beispiel. Das leisten Spezialisten zuverlässig und effizient und zudem noch umweltverträglich. Außerdem übernehmen sie Kosten für die Anschaffung der Heizanlagen. Das schont die Liquidität ihrer Kunden.

Deutschland ist ein Mietermarkt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wohnt hierzulande der überwiegende Teil der Bevölkerung nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in Mietwohnungen, oft in Beständen kommunaler oder privater Wohnungsbaugesellschaften. Gerade für diese Unternehmen ist eine Dienstleistung interessant, die unter dem Namen Contracting zunehmende Verbreitung findet. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Contracting-Branche fast 2,5 Milliarden Euro Umsatz, die Abschlüsse kletterten um fünf Prozent auf über 50.000 Verträge. Bei mehr als 80 Prozent handelte es sich um Energieliefer-Verträge. Und der Verband für Wärmelieferung (VfW) zog einen positive Umweltbilanz: Mit Hilfe des Contractings würden 2,7 Millionen Tonnen CO² eingespart, was dem Ausstoß von gut 1,1 Millionen Mittelklasse-Fahrzeugen entspräche.

Contracting: Kunden sparen Investitionen

Worum geht es dabei? Nicht die Wohnungsbaugesellschaft selbst übernimmt die Aufgabe der Energieversorgung, sondern ein Dritter, der „Contractor“. Dabei kann es auch um Energieeinsparung gehen. Im Vordergrund steht oft der finanzielle Aspekt, denn der Kunde spart Investitionen. Da der Contractor die Finanzierung übernimmt, benötigt der Kunde kein eigenes Kapital, um seine Energieerzeugungsanlagen zu errichten oder zu modernisieren. Grundsätzlich kann der Contractor in der Form des Contractings sehr vielfältige Angebote machen. Heizwärme, Brauch- und Warmwasser, Prozesswärme und Dampf kommen infrage, aber auch Kälte (Kaltwasser, Kühlwasser und Fernkälte), Strom, Licht oder Luft (Druckluft, Lüftung, Klima). Adressaten für diese Dienstleistung sind nicht nur Wohnungsunternehmen, sondern auch Gewerbebetriebe oder die öffentliche Hand. Kindergärten, Schulen, Altenheime oder Krankenhäuser kommen zum Beispiel infrage, aber auch Schwimmbäder. Kommunen können bei Interesse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Antrag auf Förderung einer Beratung stellen.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Der Contractor übernimmt dabei beispielsweise die Heizanlage eines Wohnungsbaus eigenverantwortlich, oft über eine Laufzeit von mehreren Jahren. Je nach Lage betreibt er die vorhandene Anlage, optimiert sie, oder er errichtet sie neu. Unter Umständen ist die neue Anlage so viel effizienter, dass die Dienstleistung des Contractors komplett aus den eingesparten Energiekosten bezahlt werden kann. Ein Vorteil für den Kunden ist: Er kann sich nach Abschluss eines Contracting-Vertrags intensiver auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Von allen Aufgaben der Energieversorgung wird er entlastet. Dies übernimmt nun auf der Seite des Contractoren ein verantwortlicher und fachkundiger Ansprechpartner. Auch künftig wird der Contractor neue technische und wirtschaftliche Konzepte anwenden und dabei durch Modernisierung der Anlage einen möglichst niedrigen Energieverbrauch sicher stellen. Eine professionelle Betreuung sorgt zudem für rasche Reaktionszeiten im Störfall. Der Kunde kann also die technischen Risiken auf den Contractor abwälzen. Und nicht nur das. Durch langfristige Lieferverträge über Energie zu einem festgesetzten Preis kann er die Probleme der kurzfristig schwankenden Energiepreise umgehen und dem Contractor aufbürden.

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