Energiewende

„Die ersten Meter sind geschafft“

Von Michael Gneuss · 2017

 Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), im Gespräch über die Energiewende
Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Für Prof. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), ist die Energiewende ein langer Weg, auf dem erst eine kurze Strecke zurückgelegt wurde.

Wie gut kommt Ihrer Ansicht nach die Energiewende in Deutschland voran?

Die Energiewende ist ein Marathonlauf, die ersten Meter sind geschafft. Das Ziel der Energiewende ist ja, den Anteil Erneuerbarer Energien auf 80 Prozent bis zum Jahre 2050 steigen zu lassen. Dies bedeutet einen Komplettumbau des gesamten Energiesystems. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung muss deutlich steigen, die Mobilität nachhaltig und das Energiesparen deutlich verstärkt werden. Das neue Energiesystem hat mit dem alten nichts mehr zu tun, es wird dezentraler, intelligenter und flexibler. Dazu bedarf es neben einem intelligenten Energie- und Lastmanagement und Preisinformationen in Echtzeit mittelfristig auch mehr Speicher.

Wird die Energiewende zu teuer?

Die Energiewende ist nicht zu teuer. Die angeblichen Kosten sind Investitionen. Zudem werden wahre Energiekosten durch den Import fossiler Energien vermindert, 2015 waren es über acht Milliarden Euro. Teuer wird der Rückbau der Atomkraftwerke. Zudem verursacht die Endlagerung von Atommüll wahre Kosten-Tsunamis, wie zuletzt selbst die Expertenkommission der Bundesregierung festgestellt hat. Teuer ist das zu lange Festhalten am alten Energiesystem. Die Energiewende wird die enormen Kostenberge durch konventionelle Energien vermeiden. Je schneller wir sind, desto billiger wird es. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch steigt mittlerweile deutlich langsamer. Stromverbrauch und CO₂-Ausstoß steigen wieder.

Gerät die Energiewende in Deutschland ins Stocken?

Ja leider. Dies liegt vor allem daran, dass die Bundesregierung die Energiewende ausbremst und stattdessen das konventionelle Energiesystem fördert. Statt Subventionen für das Abschalten für alte Kohlekraftwerke zu bezahlen, die ohnehin vom Netz gegangen wären, wäre es wichtig, die Rahmenbedingungen für das neue Energiesystem anzupassen und zu verbessern. 

Gibt es auch eine Wärmewende?

Derzeit – noch – nicht in ausreichendem Maße. Ohne Wärmewende ist die Energiewende aber nicht zu schaffen, da ein wesentlicher Teil der fossilen Energien im Gebäudebereich genutzt wird. Somit ist es wichtig, dass das Energiesparen deutlich an Priorität gewinnt, auch und gerade im Gebäudebereich. Investitionen in die energetische Gebäudesanierung schafft volkswirtschaftlich viele Vorteile: Es werden Investitionen getätigt, die insbesondere die regionale Wertschöpfung steigert und Arbeitsplätze sichert, zudem werden Energiekosten gespart und Emissionen gesenkt.

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