Digitalisierung und Energie

Energie neu erfinden

Von Katharina Lehmann · 2015

Mit digitalen Services können ganz neue Märkte erschlossen und Wettbewerbspositionen verbessert werden. Viele Unternehmen wissen aber noch nicht, wie sie sich diese neuen Möglichkeiten erarbeiten können. Das gilt auch für die Stromwirtschaft. Die Versorger müssen sich jetzt neu erfinden.

 Jemand richtet sein Smartphone auf Lichterketten, um sie zu fotografieren

Mit ihren Carsharing-Angeboten machen BMW, Daimler und jetzt auch Audi vor, wie sie sich selbst im digitalen Zeitalter neu positionieren möchten: nicht mehr nur als Autohersteller, sondern als Mobilitätsdienstleister. Denn das Ziel gerade junger Konsumenten ist nicht mehr das eigene Auto. Lieber möchten sie möglichst flexibel und dabei frei sein. Mit Smartphone und ständig verfügbarem und immer schnellerem Internet wandelt sich somit auch die Rolle der Autobauer. Ein Wandel, der auch den Energieunternehmen bevorsteht. Denn die mitteleuropäischen Strommärkte befinden sich im Umbruch. Besonders in Deutschland zwingt die Energiewende die Branche zu einer Neuausrichtung. Konsequenz: Historisch gewachsene energiewirtschaftliche Geschäftsmodelle stehen durch den rasanten Ausbau der erneuerbaren Energien und der smarten Technologien unter Druck.

 Grafik zum Primärenergieverbrauch nach Energieträger. Quelle: AGEB, 2013
Quelle: AGEB, 2013

Branche vor dem Umbruch

In den vergangenen Jahren ist die Marktposition der etablierten Energieversorgungsunternehmen im Bereich der Stromerzeugung in Deutschland fragil geworden: Heute stellen immer mehr kleine und Kleinstanlagebetreiber elektrischer Energie her und verdrängen damit großtechnische Anlagen – auch, weil der grüne Strom bevorzugt in die Netze eingespeist wird. So sind immer mehr Eigenheimbesitzer Stromproduzenten und Abnehmer zugleich; die Dezentralisierung des Energiemarktes bricht das Anbieteroligopol auf.

Digitalisierung und Energie: Auf den Service kommt es an

Doch die Digitalisierung stellt auch die klassische Kunden-Lieferanten-Beziehung auf den Kopf. War der Kundenkontakt des Energieversorgers bisher meist beschränkt auf die jährliche Stromrechnung und die Übermittlung der Zählerstände, bieten sich in Zukunft Chancen für viel weiter reichende Beziehungen – nicht zuletzt dank mobiler Lösungen aus der digitalen Welt. Ziel ist dann nicht mehr nur die sichere Versorgung mit Energie, sondern die intelligente Einbindung energiewirtschaftlicher Dienstleistungen in den Alltag. Solche neuen smarten Produkte erfordern digitale Services als ganzheitliche, übergreifende Lösungskonzepte. Das gilt zum Beispiel für die Bereitstellung von Mehrwertdiensten, wie etwa Smart Home, oder für das kontaktlose Bezahlen der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität der Zukunft. Die Energieversorger müssen sich in ihren Kompetenzen, Strukturen und Prozessen rund um die digitale Umgestaltung der Welt neu erfinden – und das schnell. Denn schon treten marktfremde Akteure wie Google, Apple oder frische Start-ups auf den Plan. Sie agieren meist schneller und unbürokratischer als die traditionellen Unternehmen und treffen mit ihren Angeboten den Nerv der Zeit.

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