Kohle und Klimaschutz

Zukunft: ungewiss

Von Oskar Rheinhold · 2017

 Eine Metallschippe liegt im Kohlehaufen. Kohle und Klimaschutz sind ein Streitthema
Kohle: Noch immer fester Bestandteil der deutschen Energieversorgung

Kohlekraftwerke stehen aufgrund der CO₂-Emissionen in der Kritik. Hierzulande hat ihr Einsatz zur Stromgewinnung aber eine lange Tradition. Nach wie vor ruht auf ihnen die Sicherung der Energieversorgung. Doch angesichts zunehmender Mengen an Erneuerbarer Energien ist die Zukunft der Kohle noch stärker in den Fokus der Diskussion geraten.

Der Weltklimarat ist in seinem jüngsten Sachstandsbericht von 2014 unmissverständlich. Nur noch ein Fünftel der weltweiten Kohlevorkommen dürfen verbrannt werden, wenn das Ziel, die Erderwärmung dauerhaft auf zwei Grad zu begrenzen, noch erreicht werden soll. Entsprechend ist ein Stopp der Verstromung von Stein- und Braunkohle eine der Hauptforderungen von Klimaschützern und Bestandteil aller internationalen Abkommen zum Klimaschutz. Allein wie dieses Ziel erreicht werden soll, daran scheiden sich die Geister.

Denn Kohlekraftwerke haben eben auch Vorteile. Vor allem dienen sie nach wie vor der Sicherung der Grund- und Mittellast und das ist gerade in Deutschland angesichts des laufenden Ausstieges aus der Atomkraft von Bedeutung. Intelligente Netze, die eine Stromversorgung aus volatilen Quellen steuern können, sind flächendeckend noch Zukunftsmusik. Deshalb braucht es konventionelle Kraftwerke, die verlässlich „durchlaufen“.

Anteil am Strommix rückläufig

Jedoch stieg zwischen 2011 und 2013 der Anteil der aus Kohle erzeugten Energie am Strommix wieder an. Das erklären Experten mit dem sinkenden Anteil des teuer gewordenen Erdgases. Zudem funktioniert der Emissionshandel in der EU nach wie vor nicht wie gewünscht. So ist Strom aus Kohle immer noch billig. 

2014 erfolgte die nächste Trendwende. Seitdem sinkt der Anteil des Kohlestroms am Strommix wieder – auch zugunsten der Erneuerbaren. Laut dem Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) kam 2012 rund 26 Prozent der Bruttostromerzeugung aus der Braunkohle, 2015 waren es nur noch 24 Prozent. Steinkohle erreichte ihren Peak 2013 mit 20 Prozent und sank 2015 auf 18 Prozent. Das Bundesministerium für Wirtschaft geht für das vergangene Jahr 2016 von einem Wert von 23 Prozent bei der Braunkohle und 17 Prozent bei der Steinkohle aus. Dennoch ist klar: Der Anteil der Kohle am deutschen Strommix beträgt weiterhin rund 40 Prozent.

Ein enormer Anteil, gelten doch auch modernste Kohlekraftwerke mit ihrem hohen Emissionsausstoß als Klimaschädlinge. An den in den vergangenen Jahren wieder gestiegenen CO₂-Ausstößen in Deutschland trägt der Kohlestrom allerdings wohl keine Schuld. Gründe für den Anstieg der Emissionen liegen laut Umweltbundesamt (UBA) bei der vergleichsweise kühlen Witterung sowie den günstigen Kraftstoffpreisen. 

Kohle und Klimaschutz: Keine Planungssicherheit

Und wie geht es weiter mit der Kohle? Der heftig umstrittene Klimaschutzplan 2050, den die Bundesregierung auf dem Umweltgipfel in Marrakesch im November vorstellte, weiß nichts mehr von zuvor noch angekündigten festen Ausstiegsfristen. Vorgesehen ist eine „klimaneutrale Energieerzeugung“ bis 2050. Eine Kommission unter Führung des Wirtschaftsministeriums soll ab Anfang 2018 beraten, wie der Kohleausstieg wirtschaftlich verträglich gestaltet werden kann. Die Branche beklagt derweil fehlende Planungssicherheit. Anders als in England, wo man sich bis 2025 von allen verbliebenen Kohlekraftwerken verabschieden will. Derzeit ist in Deutschland laut BDEW lediglich ein Steinkohlekraftwerk im Bau. Ein großer Player, Vattenfall, veräußerte im Frühjahr 2016 sein Braunkohlegeschäft in Deutschland. Die ehrliche Antwort auf die Frage, wie es mit dem Strom aus Kohle in Deutschland weitergeht, lautet schlicht und einfach: Es ist ungewiss. 

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