PV-Anlage mieten

Eigentum belastet

Von Jens Bartels · 2023

Immer mehr Bundesbürger nutzen Solarenergie für die Stromerzeugung. Allerdings ist der Kauf einer Photovoltaikanlage für das eigene Hausdach mit einer hohen Anfangsinvestition und einem gewissem Aufwand verbunden. Als Alternative sind Mietmodelle einen genauen Blick wert. Kommt eine Mietlösung infrage, lohnt es sich, die verschiedenen Angebote auf dem Markt genau zu vergleichen.

Bei der Miete von PV-Anlagen kümmert sich ein Unternehmen um Installation, Wartung, Reparatur und Versicherung.
Bei der Miete von PV-Anlagen kümmert sich ein Unternehmen um Installation, Wartung, Reparatur und Versicherung. Foto: iStock / anatoliy_gleb

Solarstrom oder Solarthermie vom eigenen Dach – das können sich inzwischen 77 Prozent der Immobilieneigentümer einer Ende Mai durchgeführten YouGov-Repräsentativbefragung im BSW-Auftrag durchaus vorstellen. Mehr als jeder Fünfte von ihnen plant bereits die Anschaffung einer Solaranlage in den kommenden zwölf Monaten. Als Grund nennen 61 Prozent der Befragten die gestiegenen Strompreise. Darauf folgen die Unabhängigkeit von Energieversorgern (52 Prozent) sowie Umwelt- und Klimaschutz (39 Prozent). 32 Prozent wollen ihre Solaranlage aus Ersparnissen finanzieren, rund ein Viertel (26 Prozent) anteilig mit Krediten, und rund ein Viertel (23 Prozent) sagen, sie würden die Solarstromanlage gerne mieten.

Mietmodelle werden beliebter

Die Zahlen zeigen: Nicht nur der Photovoltaikausbau boomt, sondern auch die Miete von PV-Anlagen als Teil davon. So hat sich in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach gemieteten Solaranlagen vervielfacht. Auch die Zahl der Anbieter wächst. Bei Mietmodellen kümmert sich ein Unternehmen nicht nur um die Installation der Anlage auf dem Hausdach, sondern meist auch um die Wartung, Reparatur und Versicherung. Auf Wunsch kann das Angebot bei den meisten Firmen zusätzlich um einen Stromspeicher oder eine Ladestation für E-Autos erweitert werden. Oft werben die Unternehmen dabei mit Rundum-Sorglos-Paketen und null Euro Anschaffungskosten.

Für diesen Service zahlen Kunden je nach Größe und Komponenten eine monatliche Gebühr von 50 bis 300 Euro monatlich. Durch das Mieten der Anlage werden Kunden zu Betreibern. Privathaushalte können den durch die gemietete PV-Anlage erzeugten Strom selbst nutzen sowie überschüssigen Strom in das öffentliche Stromnetz einspeisen und dafür eine Einspeisevergütung erhalten. Insgesamt läuft der Mietvertrag bei vielen Anbietern häufig über 20 Jahre. Anschließend kann die Anlage in den meisten Fällen kostenlos oder für einen symbolischen Wert übernommen werden.

Komfortabel umzusetzen

Zwei Gründe werden besonders oft genannt, wenn sich Verbraucher für die Miete einer PV-Anlage interessieren. Zum einen ist die Art der Finanzierung ein Treiber des Angebots. So möchten oder können viele Interessenten nicht die Investitionssumme von vielen Tausend Euro selbst aufbringen. Zum anderen reizt Menschen bei dem Mietmodell der geringe Aufwand. Der Anbieter regelt gewöhnlich alle Details, angefangen bei der Auswahl der Komponenten und der Dimensionierung der Anlage über die Terminabstimmung mit dem Elektroinstallateur bis zur Anmeldung beim Netzbetreiber. Gerade dieser Service ist einer der großen Vorzüge einer Miete. Im besten Fall müssen sich Immobilienbesitzer nicht mit technischen Details, Wartung oder Instandhaltung beschäftigen, und auch die Kostenrisiken halten sich in engen Grenzen, wenn beispielsweise Solarmodule oder Wechselrichter nicht wie erwartet funktionieren. Zu den Nachteilen gehört, dass eine Miete am Ende meist deutlich teurer ist als ein Kauf. Insbesondere bei einem eher geringen Stromverbrauch ohne Elektroauto oder Wärmepumpe rechnet sich das Modell zur Miete nicht unbedingt. Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass die Mietverträge praktisch nicht kündbar sind. Auch bei einem Hausverkauf oder wenn das Haus vererbt wird, müssen diese weitergeführt werden:

Angebote genau prüfen

Gerade wegen der langen Laufzeit solcher Mietverträge und der in Summe hohen Kosten lohnt es sich, die Vertragsbedingungen vorab gründlich zu prüfen. Dabei gilt es unter anderem, auf versteckte Kosten oder den Vertragsbestandteil zu achten, dass die Miete nur dann zu zahlen ist, wenn die Anlage wie versprochen Strom produziert und das vermietende Unternehmen allen vertraglichen Verpflichtungen nachkommt. Auch die mögliche Eigenverbrauchsquote sollte im Vertrag nicht unrealistisch hoch angesetzt werden. Einen guten Anhaltspunkt für die Quote liefert zum Beispiel der Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin. Bei der Wahl des passenden Anbieters macht es Sinn, den Euro pro Kilowatt installierter Leistung zu vergleichen, also den Nutzen in Relation zu den Kosten, denn die preislichen Unterschiede bei den einzelnen Anbietern sind sehr groß. Zugleich spielt beim Vergleich der Unternehmen eine wichtige Rolle, von welchen Strompreisen für gelieferten Strom in den nächsten 20 Jahren ausgegangen wird. Oft genug unterstellen Anbieter, dass der Strompreis kontinuierlich steigt, und zwar um mehrere Prozent jährlich. Entsprechend groß wäre in diesen Fällen die mögliche Ersparnis durch die gemietete PV-Anlage. Das muss aber nicht eintreten.

Schon gewusst?

Solaranlagen rechnen sich vor allem dann, wenn Sie einen großen Anteil des selbst erzeugten Sonnenstroms auch selbst verbrauchen. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 bekommen PV-Anlagenbesitzer für eingespeisten Strom 8,2 Cent pro Kilowattstunde für Anlagen bis zehn Kilowatt Peak und 7,1 Cent pro Kilowattstunde für Anlagenteile, die darüber hinausgehen. Da die Einspeisevergütung deutlich niedriger ausfällt als die aktuellen Strompreise, rechnen sich Solaranlagen vor allem, wenn das Haus mit einer Wärmepumpe beheizt oder ein E-Auto in der Garage geladen wird. Helfen, den Eigenverbrauch zu steigern, kann ein Stromspeicher. Der lagert einen Teil des Sonnenstroms für die Stunden ein, in denen die Sonne nicht mehr scheint. Ob sich ein solcher Speicher lohnt, hängt allerdings von den individuellen Gegebenheiten von Haus, Solaranlage und Verbrauch ab. Denn die Speicher sind teuer, und ihre Lebenserwartung ist geringer als die der Anlage.

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