Energiewende

Unter Strom

Von Jens Bartels · 2020

Deutschlands Energieversorgung wird grundlegend umgestellt. Nukleare und fossile Brennstoffe sollen schon bald der Vergangenheit angehören. In den Mittelpunkt rücken stattdessen erneuerbare Energien, intelligente Netze und mehr Energieeffizienz. Dies sorgt für eine rekordverdächtige Reduktion der Treibhausgasemissionen.

Verschiedene Arten von Stromquellen: Strommast, Photovoltaik- und Windkraftanlagen
Mehr als 40 Prozent des Stroms steuern Wind, Sonne, Wasser und Biomasse bei. Foto: iStock / Hartmut Kosig

Die Energiewende hilft, den Ausstoß des klimaschädlichen CO2 zu reduzieren: So wurden in Deutschland 2019 rund 805 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – rund 54 Millionen Tonnen oder 6,3 Prozent weniger als 2018. Das zeigt die vorläufige Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes (UBA). Damit setzt sich der positive Trend des Vorjahres auch 2019 fort. „Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 gab es in keinem Jahr seit 1990 einen so großen Rückgang der Emissionen“, erklärt Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Deutschland hat 2019 einen großen Schritt beim Klimaschutz geschafft.“ Die größten Fortschritte gab es in der Energiewirtschaft. Zu den Gründen für diese Entwicklung zählen die erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels, der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie oder die Abschaltung erster Kohlekraftwerksblöcke. Mittlerweile stammen mehr als 40 Prozent des Stroms aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Erneuerbare Energien sind damit zu einer unverzichtbaren Stromquelle in Deutschland geworden. Eines der Zwischenziele der Energiewende ist somit schon vor dem anvisierten Zeitpunkt im Jahr 2025 erreicht.

Gezielter Netzausbau

Damit die Energiewende weiter vorangetrieben werden kann, ist der rasche Ausbau der Strom-
infrastruktur zwingend notwendig. Klar muss sein: Je mehr Strom aus fluktuierenden Quellen wie Windkraft und Photovoltaik stammt, desto mehr Flexibilität sollte auch die Infrastruktur bieten. Stromnetze und -speicher müssen bedarfsgerecht ausgebaut werden, um genügend Windstrom vom Norden in den Süden der Republik zu bringen und die Schwankungen der Stromerzeugung zwischen Tag und Nacht oder windreichen und windarmen Zeiten auffangen zu können. Ausgleichen sollen das vermehrt intelligente Netze, die Stromerzeuger, Speicher, Verbraucher und das Stromnetz mit modernsten Techniken steuern und miteinander verbinden.

Effiziente Technologien fördern

Rund 35 Prozent der gesamten Endenergie wird in Gebäuden verbraucht. Gerade hier gibt es Einsparpotenziale. Innovative Lösungen im Gebäudebereich können dabei die Reduzierung von CO2 unterstützen. Beispielsweise gehört dazu das rasche Ersetzen von Ölheizungen, der verstärkte Einsatz energiesparender Beleuchtung oder die energetische Sanierung vor allem von älteren Gebäuden. Auch die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) spielt eine wichtige Rolle. Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen sind im Vergleich zu Anlagen der ungekoppelten Erzeugung effizienter, weil sie neben Strom auch Wärme produzieren. Der eingesetzte Brennstoff wird damit sparsamer verwendet, gerade die CO2-arme Erzeugung durch Gas-KWK führt zu Emissionsminderungen.

Energiewende: Partizipation der Bevölkerung nötig

Während die Zustimmung zur Energiewende allgemein sehr hoch ist, stoßen konkrete Projekte wie Windparks oder Stromtrassen immer wieder auf Ablehnung vor Ort. Der Um- und Ausbau der Energieinfrastruktur kann jedoch nur gemeinsam mit der Bevölkerung durchgesetzt werden. Erfolgsversprechend ist hierbei eine echte Partizipation von fairen und transparenten Verfahren über einen frühzeitigen Einbezug bis hin zu der Möglichkeit, Entscheidungen zu verändern. Rechnet man mit Kosten von circa 50 Euro für eine Tonne CO2, sind Erneuerbare-Energien-Stromsysteme übrigens nach Berechnungen des Öko-Instituts im Jahr 2050 meist günstiger oder ähnlich teuer wie ein klassisches fossiles Stromsystem. Hierbei sind Folgekosten eines fossilen Stromsystems, wie Gesundheitskosten oder Kosten für notwendige Anpassungen durch den Klimawandel, noch nicht einmal berücksichtigt. Ein weiterer Mehrwert: Angesichts der Unsicherheit bei den Entwicklungen auf den globalen Brennstoffmärkten hilft ein Stromsystem auf Basis erneuerbarer Energien, die Volkswirtschaft gegen zunehmend volatile Preisentwicklungen für fossile Energien zu schützen und damit zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken.

Grafik: Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung in Deutschland nach Bereichen

Quellen:
Energiewende im Überblick der Bundesregierung
Pressemitteilung des Umweltbundesamts

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