Volatile Energie

Geht das sicher?

Von Michael Gneuss · 2020

Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung erreicht in Deutschland bereits 50 Prozent. Damit die Klimaziele erreicht werden, muss er noch weit höher klettern. Aber auch wenn Wind und Sonne die Erzeugung mit großem Abstand dominieren, werden wir noch ein verlässliches Versorgungssystem haben, meinen Experten.

Darstellung erneuerbarer Energie: zwei Hände, die einmal eine Glühbirne, einmal eine Pflanze halten.
Foto: iStock/ lovelyday12

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung steigt immer weiter. Waren es im Jahr 2000 erst sechs Prozent, so kletterte der Wert im vergangenen Jahr auf rund 43 Prozent und knackte im ersten Halbjahr 2020 sogar schon die 50-Prozent-Marke. Im Jahr 2050 sollen es laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz mindestens 80 Prozent sein. Aber wie sicher ist dann noch die Stromversorgung in Deutschland und geht sogar noch mehr als 80 Prozent? Nach Ansicht von Dr. Patrick Jochem, Leiter der Abteilung für Energiesystemanalyse im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), müssen wir uns auch bei einem weiteren deutlichen Anstieg von Wind- und Solarstrom im deutschen Stromnetz keine Sorgen um die Versorgungssicherheit machen. „Unsere Analysen zeigen, dass ein Anteil erneuerbarer Energien von etwa 80 Prozent im europäischen Verbundnetz auch ohne umfangreichen Ausbau von Stromnetz und Stromspeicherkapazitäten bei gleichbleibender Versorgungssicherheit möglich ist“, sagt Jochem. 

Sektorkopplung als Lösungsansatz

Bei noch höheren Anteilen werde es aber zunehmend schwieriger – insbesondere bei langanhaltenden Dunkelflauten. Eine Möglichkeit, um die Herausforderung deutlich abzumildern, sieht Jochem in einer stärkeren Sektorkopplung, also in der intelligenten Verknüpfung von Strom-, Wärme-, und Verkehrssystem. Durch die Kombination verschiedener Speicher – beispielsweise stationär sowie in Fahrzeugen verbauter Batterien, Wärmespeicher in Gebäuden, Wärmenetze sowie Wasserstoffspeicher für die Brennstoffversorgung – könnten die Kosten einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung gesenkt und die Versorgungssicherheit gestärkt werden. Die Kosten der Stromversorgung seien dann bei Nutzung zentraler und dezentraler Flexibilisierungsoptionen 2050 auch bei einem deutlich über 80 Prozent liegenden Anteil von erneuerbaren Energien vergleichbar mit dem heutigen Niveau. Auf europäischer Ebene hält der DLR-Experte auch eine zu 100 Prozent auf Erneuerbaren basierende Energieversorgung für möglich. „Die Stromversorgung wird dann jedoch nicht mehr so wie heute sein. Eine gewisse Flexibilität wird von jedem von uns erwartet werden. Die Kilowattstunde während einer Dunkelflaute wird teurer sein als an einem sonnigen Sommerwochenende.“ Dennoch werde Strom durch den Einsatz geeigneter Speichertechnologien bezahlbar bleiben.

Volatile Energie: 100 Prozent erneuerbar

„Es ist möglich, eine sichere Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien zu gewährleisten“, sagt auch Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e. V. (BEE). Schon heute gebe es Tage, an denen Sonne, Wind und Co. die Versorgung übernehmen. Der BEE meint, dass mit einer Kombination aus den fluktuierenden Quellen Wind und Solar und den regelbaren Quellen Biomasse, Geothermie und Wasserkraft, dem Ausbau der Speicherkapazitäten sowie der zunehmenden Digitalisierung die nötige Flexibilität erreicht werden kann, um die Versorgung mit Erneuerbaren zu jeder Zeit sicherzustellen.

Quellen:
Umweltbundesamt "Treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2050 - Studie"
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. "Kompassstudie Marktdesign"

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